Bericht über die Konferenz der Europäischen Ludotheken (ETL) Neapel 2025
05.05.2025 | Teilen:
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Das Treffen der Europäischen Ludotheken (ETL) brachte in Neapel rund 30 Ludothekarinnen und Ludothekare sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Bereich Kindheit und Entwicklung zusammen. Bei diesem Treffen wurde das Spiel als universelle Sprache anerkannt. Die Spontaneität und Freiheit des Spiels sind grundlegende Aspekte, die wertgeschätzt und an Eltern und Politiker weitergegeben werden müssen.

Klassifizierung von Spielen
Während des Treffens stellten uns Professor Carlo Bianchini (Universität Pavia) und Paolo Munini (Ludothekar seit 1981 in Udine), die Autoren der neuen Spieleklassifikation mit dem Namen „ClaG“ (Classification of Games), ihr Projekt vor. Die Autoren dieser Klassifikation für Ludotheken und Bibliotheken betonten den Unterschied zwischen Klassifizierung und Katalogisierung. Eine effektive Klassifizierung kann die Verwaltung von Ludotheken erleichtern, indem sie den Zugang zu den Spielen der Nutzer verbessert.
Claudine vertritt der Ansicht, dass dieser neuen Klassifikation noch die Erfahrung fehlt, um sie unverändert in unsere Ludotheken zu übernehmen. Derzeit steht sie nur auf Italienisch zur Verfügung, wobei eine englische Übersetzung in Arbeit ist. Es ist erforderlich, die Lösung zunächst zu testen und weiterzuentwickeln, bevor sie den Schweizer Ludotheken zur Verfügung gestellt werden kann. Weitere Informationen unter cla-g.wikibase.cloud
Erfahrungen europäischer Ludotheken
Im Laufe der Konferenz wurden verschiedene Funktionsweisen von Ludotheken in Europa vorgestellt:
- Flämisches Belgien: Struktur mit einem Dachverband, wie der VSL, der etwa 100 Ludotheken vertritt. Die Ludotheken funktionieren dank ehrenamtlicher Helfer (häufig Personen, die vorübergehend, z. B. aufgrund von Krankheit, nicht auf dem Arbeitsmarkt tätig sind). Im vergangenen Jahr lag der Schwerpunkt auf Projekten mit einem Antrag auf Finanzierung aus europäischen Fonds. Fundraising-Aktivitäten durch Spielveranstaltungen und Teilnahme an Spielmessen. Intensive Nutzung der sozialen Medien.
- Belgien Valonien und Brüssel: haben etwa 100 Ludotheken auf ihrem Gebiet. Organisiert Spielwochenenden für Familien, da in Brüssel große Flächen zur Verfügung stehen. Bietet eine diplomierte Ausbildung in Spielwissenschaften und -techniken an, die in einem Jahr absolviert wird.
- Dänemark: Etwa 25 Ludotheken sind im gesamten Staatsgebiet vertreten. Das Angebot richtet sich an Eltern von Kindern mit besonderen Bedürfnissen sowie an Fachkräfte, die mit diesen Kindern zusammenarbeiten. Ihr Hauptpublikum sind die 7 bis 10-Jährigen, einige wenige bis zu 18-Jährige. Professionelle Nutzer der Ludothek sind Pädagogen, Förderpädagogen, Lehrer, Familientherapeuten, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, Logopäden sowie Mitarbeiter von Kindertagesstätten etc.
- Frankreich (Marseille und Region PACA): Die «Association Française des Ludothèques» (ALF) ist vorübergehend nicht im ETL vertreten.
- Griechenland: Die Ludotheken konzentrieren sich auf Kinder mit besonderen Bedürfnissen und Behinderungen, wie beispielsweise Autismus. Im vergangenen Jahr haben sie griechische Mythen in den Spielkontext integriert und Spielfeste auf den Inseln organisiert. Seit Kurzem sind die Ludotheken für alle geöffnet.
- Italien: Es gibt keine offizielle Stelle zur Regulierung von Ludotheken. Schaffung einer Charta. Universitätsausbildung in Bologna im Fach „Spiel & Sport“. Es gibt 16 Ludobusse, fahrende Fahrzeuge mit einer Vielzahl an Spielen aus recyceltem Holz, die bei Veranstaltungen und Schulbesuchen zum Einsatz kommen. Darüber hinaus gibt es 10 Ludotheken.
- Luxemburg: die erste Ludothek wird eingerichtet. Sensibilisierung, um sicherzustellen, dass in den Schulen nicht nur Bauspiele wie LEGO angeboten werden.
Neben den Ländern, die speziell Ludotheken anbieten, waren auch einige andere Mitglieder der ETL-Gruppe bei dem Treffen anwesend:
- Schottland: Smart Play Network, diese Organisation erbringt Dienstleistungen für bedürftige Familien. In ihrem Verband sind 22 Ludotheken, die Spiele und Spielzeug zum Verleih anbieten. Die Regierung unterstützt sie stark und hat sogar eine Erklärung über die Vision des Spiels und einen Aktionsplan 2025-2030 verfasst.
- Moldau: Vertreter einer NGO zum Thema Kinder- und Familienschutz. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine hat diese Nichtregierungsorganisation (NGO) Ludotheken in Schulen und 2 Ludobusse eingerichtet. Ihre Beobachtungen von Kindern, die spielten, obwohl sie den Krieg erlebt hatten, untermauern die Bedeutung des Spiels als Vermittler und zur Verarbeitung von heftigen Emotionen. Die NGO bietet auch Spielanimationen in Krankenhäusern an.
- Portugal: IAC, das Institut zur Unterstützung von Kindern, hat Anfang des Jahres zum zweiten Mal ein großes Spielefestival organisiert. Es setzt sich für die Rechte von Kindern in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Sozialschutz ein.
Gemeinsame Probleme der europäischen Ludotheken
Im Verlauf der Konferenz wurden einige gemeinsame Schwierigkeiten zwischen den verschiedenen Realitäten deutlich:
- Schwierigkeiten, ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden
- Notwendigkeit, die Sichtbarkeit der Ludotheken zu erhöhen
- Mangel an Ausbildungsplätzen und Anerkennung des Berufs
- Mangel an statistischen Daten auf europäischer Ebene, die den Wert des Spielens für das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit belegen
- Kein Jahresabonnement in den meisten europäischen Ludotheken, kostenloser Zugang für Familien mit geringem Einkommen (z. B. in Schottland)
- Die falsche Annahme, dass Ludotheken ausschließlich für Kinder gedacht sind
Anregungen für die Schweizer Ludotheken
Aufgrund dieser Erfahrung und der zahlreichen Gespräche mit den anwesenden europäischen Ludotheken haben wir uns einige Punkte überlegt, die übrigens teilweise in euren Ludotheken bereits umgesetzt sind:
- Auszahlung von Personal: Bezahltes Personal einstellen, um eine konstantere Öffnung zu gewährleisten.
- Zusammenarbeit mit Schulen: Schulen auf die Bedeutung von Brettspielen als erzieherisches und beruhigendes Mittel für Kinder aufmerksam machen, als Alternative zu elektronischen Spielen.
- Erhebung und Nutzung statistischer Daten: Den Wert von Ludotheken aufzeigen, um Finanzierungen zu erhalten.
- Klarheit bei der Klassifizierung von Spielen: Erstellen von intuitive Symbole, um die Suche in der Ludothek zu erleichtern.
- Bessere Nutzung der sozialen Medien: Erstellen Sie interaktive Inhalte für Instagram und Facebook, wie z. B. das „Spiel des Monats“, den „Kunden des Monats“ und das „Event des Monats“.
- Aufnahme von Spielen für Menschen mit Behinderungen und ältere Menschen.
- Organisation von Treffen zwischen Ludotheken: Erfahrungsaustausch und Verbesserung der Zusammenarbeit.
Fazit
Im Rahmen des ETL-Treffens 2025 wurden wertvolle Informationen gesammelt, um Unterstützung und innovative Ideen in die Schweizer Ludotheken und in die des Tessins zu bringen. Durch die Umsetzung einiger europäischer Praktiken, Investitionen in bezahlte Mitarbeiter sowie Kommunikations- und Inklusionsstrategien, kann eine stärkere und partizipativere Zukunft der Ludotheken gewährleistet werden.
Sandra Karim Pagani, Regional Vertreterin für Tessin
Claudine Greub, Internationale Arbeit und Präsidium VSL